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Ein Wochenende von Charlotte Wood

Cover "Ein Wochenende von Charolotte Wood

Bevor ich mir das Buch „Ein Wochenende“ von Charlotte Wood gekauft habe, hatte ich es bereits aufgrund des Covers und des Titels einige Male in der Hand. In mir hatten Titel und Umschlag die Erwartung entspannter, unterhaltsamer Abende geweckt.

Dies wurde noch gestützt durch die Beschreibung auf der Rückseite, die eine Geschichte ankündigt „mit einer Fülle weiblicher Lebensentwürfe, Phasen lebenslanger Freundschaft und davon, was passiert, wenn man sich seinen kleinen Lebenslügen stellt“.

Nach dem Tod von Sylvie, der vierten im Bunde der Freundinnen, treffen sich Jude, Wendy und Adele. Sie wollen das alte Sommerhaus der Freundin, in dem sie gemeinsam häufig im Sommer Weihnachten (das Buch spielt in Australien) gefeiert haben, aufräumen. Das Buch beginnt mit dem Ankommen der drei sehr unterschiedlichen Frauen im Ferienhaus. Eingehend werden die Erwartungen und Umstände der Anreisenden geschildert, die durch das lange „sich schon kennen“ geprägt sind. So schleicht sich bei Jude in Gedanken an Wendy schon ein Anflug von Verärgerung ein während sie sich für die Reise fertig macht.

„Es war, als steckte man die Hand in eine Jackentasche und suchte die Nähte mit den Fingern ab. Wenn man wollte, ließen sich dort immer ein paar winzige, irritierende Krümel finden. Wieso zum Beispiel hatte Wendy sich geweigert, bei ihr mitzufahren, und stattdessen darauf bestanden, in ihrer eigenen entsetzlichen Klapperkiste zu kommen?“

S. 13

Die drei Freundinnen, die im fortgeschrittenen Alter ihre Eigenarten verfestigt haben, sehen sich gegenseitig schonungslos kritisch. Adele, Schauspielerin, gerade von ihrer Freundin vor die Tür gesetzt, hofft immer noch auf einen großen Auftritt. Jude, einst erfolgreiche Restaurant-Managerin, kann sich ihren Lebensstil nur leisten, weil sie seit Jahren einen verheirateten – geheim gehaltenen Freund hat, der ihr dieses luxuriöse Leben ermöglicht. Und Wendy, die Feministin, hält beharrlich an ihrer in die Jahre gekommenen Ökokleidung fest und schmuggelt an den Freundinnen vorbei ihren altersschwachen Hund Finn ins Haus.

Passend zu ihrer Unterschiedlichkeit werden die Aufgaben bei der Hausauflösung verteilt. Während Adele akribisch die Vorräte in der Küche in Augenschein nimmt, darf Wendy im Keller (in der Waschküche) wüten und ist ansonsten damit beschäftigt, ihren Hund davon abzuhalten, in jede Ecke zu pinkeln. Adele, die Verwöhnte, erhält das schönste Zimmer im Haus, in dem sie sich um die Schränke und deren Inhalt kümmert.

Zwischendurch sind mir die Beschreibungen der einzelnen Vorgänge im Haus ein bisschen viel geworden, insbesondere Einzelheiten über die Leiden des altersschwachen Finn.

Je tiefer ich aber in die Geschichte eingetaucht bin, desto deutlicher zeichneten sich die unterschiedlichen Konturen der drei Frauen ab, und immer mehr drängte sich bei mir die Frage auf, wie konnten diese drei Menschen überhaupt befreundet sein. Sie spüren die Unerträglichkeit der Macken der anderen und doch, wenn es hart auf hart kommt, stehen sie füreinander ein.

“Adele, Wendy und Jude passten nicht mehr richtig zusammen, nicht ohne Sylvie. Zu viert waren sie symmetrisch. Im Urlaub teilten sie sich zwei Hotelzimmer mit je zwei Bette, am Tisch saßen zwei auf jeder Seite. Jetzt gab es eine furchtbare, unnatürliche Lücke“

S. 87

Mir hat an dem Buch besonders gefallen, dass mich die Geschichte gerade durch die Unterschiedlichkeit der drei Frauen in ihren Bann gezogen hat.

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